Unsere Sinne
«Bitte nicht anfassen oder nimm das bitte nicht in den Mund». Aufforderungen, die wir im Alltag öfters oder auch zu oft äussern. Das Kind versteht nicht, warum seine Entdeckungstour von uns unterbrochen wird. Es wollte doch nur wahrnehmen, wie sich der Bauklotz aus Holz im Mund anfühlt. Es wollte erkunden, was mit der nassen Erde geschieht, wenn es sie zusammendrückt. Wird dann die Erde zu Knete und das Kind kann damit etwas konstruieren? Gedanken, die sich Kinder machen und Fragen, die sich Kinder stellen, während sie versuchen neue Erfahrungen und neues Wissen zu sammeln. Wir Erzieher/-innen oder Eltern unterbrechen das Kind in so einem wichtigen Moment. Natürlich wollen wir das Kind nur schützen und das Kind soll auch nicht einfach alles Essen oder in den Mund nehmen. Jedoch vergessen wir oft, wie wichtig diese Erfahrungen, besonders in den ersten 2 Lebensjahren für die Entwicklung der Kinder sind. Was können wir tun, um die Kinder in ihren Sinneserfahrungen zu unterstützen?
Gerne möchten wir die einzelnen Sinne genauer betrachten und unsere Überlegungen, wie wir diese anregen können, mit euch teilen.
Tastsinn
Der Tastsinn ist das umfassendste Sinnesorgan unseres Körpers. Obwohl wir den Tastsinn oftmals nur mit den Händen verbinden, gehören Berührungen über den ganzen Körper dazu. Es ist wichtig, den Kindern verschiedene Wahrnehmungsspiele dazu anzubieten.
Unsere Förderungsideen:
- Den Kindern Barfussbäder anbieten.
- Auch Sinnesbäder für den ganzen Körper (eine grosse Bademuschel mit Blättern, Nüssen und anderen Naturmaterialien füllen).
- Tastmemorys kreieren und die Kinder im Spiel unterstützen.
- Babys mit verschiedenen Gegenständen spielen lassen damit es die verschiedenen Materialien wahrnehmen und fühlen kann.
Hörsinn
Der Hörsinn gehört zu einem der Sinne, der schon von Geburt an gut entwickelt ist. Das räumliche Hören, kann nur mit Erfahrungen ausgebildet werden. Um den Hörsinn zu stärken können wir viele verschiedene Spiel mit den Kindern machen.
Unsere Förderungsideen:
- Mit Rasseln spielen oder Rasseln selbst basteln.
- Hörgeschichten hören.
- Ein Geräusche — Memory kreieren und gemeinsam spielen.
- Aus Alltagsgegenstände Musikspielzeuge anbieten, z.B. aus Pfannen und Kellen ein Schlagzeug kreieren.
- Auf Naturspaziergänge gehen.
Geruchssinn
Obwohl ständig diverse Gerüche in der Luft liegen, nehmen wir diese oft gar nicht bewusst wahr. Wir nehmen Gerüche meistens erst wahr, wenn sie besonders positiv oder negativ riechen. Wir tun uns auch schwer, Gerüche zu beschreiben und zu definieren. Es ist wichtig, dass wir alle unsere eigenen Geruchserfahrungen machen.
Unsere Förderungsideen:
- Riechbeutel basteln: Einen Stoff- oder Plastiksack mit stark riechendem Lebensmittel oder Pflanzen füllen (z.B. Winterzeit mit Orangen, Zimt, Apfel usw.).
- Riechmemory basteln
- Aufenthalt im Garten oder sonst im Freien, da die Gerüche dort am intensivsten sind.
- Schaumbäder mit besonderen Düften anbieten.
- Ätherische Öle mit diversen Düften zur Verfügung stellen.
- Gemeinsam Kochen und an den Gewürzen riechen.
Geschmackssinn
Durch die vielen Fertigprodukte, die wir heutzutage in den Geschäften antreffen, geht das bewusste Schmecken immer mehr verloren. Solche Lebensmittel können unseren Geschmackssinn abschwächen.
Unsere Förderungsideen:
- Beim Kochen helfen, die Lebensmittel vorher und nachher probieren.
- Lebensmittel mit verbundenen Augen probieren und erraten was wir gegessen haben.
- Neues Lebensmittel ausprobieren, z.B. sehr sauer, sehr süss, sehr würzig.
Sehsinn
Die visuellen Reize werden nicht von Geburt an gleich wahrgenommen wie bei Erwachsenen. Erst im Kindergarten ist die Sehfähigkeit entwickelt.
Unsere Förderungsideen:
- Farbenspiele anbieten.
- Wimmelbücher gemeinsam anschauen und spezifisch Figuren oder Gegenstände suchen.
- Spiel «Ich sehe etwas, was du nicht siehst» gemeinsam spielen.
- Unterschiede in zwei gleichen Bildern finden.
Chiara Guglielmo, Stv. Standortleitung, Kita Zug
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