«Selbst nach elf Jahren Unterricht fühle ich mich immer noch nervös, bevor ich in eine Klasse gehe.»
Seit nun schon elf Jahren ist es mir eine Freude, den Kindern des Kindergartens Ennetbaden Chinesisch beizubringen. Als ich hier anfing als Lehrerin zu arbeiten, kaufte ich viele Bücher für den Chinesischunterricht, in der Hoffnung, die richtige Struktur für den Unterricht zu finden. Aber keine von ihnen fühlte sich richtig an. Hier befand ich mich in einer einzigartigen Situation, in der 99% der Kinder des Kindergartens keine Sprachkenntnisse haben, in einer Umgebung, in der im Allgemeinen kein Chinesisch gesprochen wurde und in der nur einmal pro Woche Sprachunterricht nach Themen des Kindergartens erteilt wurde. Schliesslich stellte ich meine eigenen Lehrbücher zusammen.
Ich habe oft das Internet nach Inspiration durchsucht, Ideen aus verschiedenen Publikationen gesammelt und Freunde nach ihrer Meinung gefragt. Ich war entschlossen, Lektionen zu entwickeln, die den Kindern Freude und Spass bereiten und sie gleichzeitig von den Inhalten überzeugen, die sie lernen. Ihr Vokabular erweiterte sich durch Lieder und Tanz. Sie spielten Figuren aus Mythologien, um die Gründe für das Fest, das wir feierten, zu verstehen. Ich erzählte Geschichten mit Handpuppenspiel und animierte jedes Tier des chinesischen Tierkreises. Der Einbezug verschiedener Sinneskombinationen hielt sie in Atem, was sie auch dazu brachte, sich besser zu erinnern. So wurden beispielsweise die Hände wurden durch Basteln oder der Geschmackssinn durch gemeinsames Kochen und Essen beschäftigt.
Meine Rolle als Chinesischlehrerin
Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Selbst nach elf Jahren Unterricht fühle ich mich immer noch nervös, bevor ich in eine Klasse gehe. Nach so mancher Stunde nehme ich mir Zeit zum Nachdenken und frage mich: Warum waren die Kinder diesmal so still? Andere Male fühle ich mich belohnt, wenn sie ein Lächeln auf dem Gesicht tragen und in ihrer Freizeit gerne weiter lernen wollen.
Ich fühle mich mit der Rolle betraut, die Kinder zu begleiten und zu inspirieren, um in einer zunehmend heterogenen Welt zu wachsen und Wege des Verständnisses zwischen den Kulturen und Unterschieden zu finden. Für mich ist der Chinesischunterricht eine dieser Methoden, und ich fühle mich geehrt, diese Rolle im Leben der Kinder spielen zu dürfen. Nun bin ich gespannt auf die nächste Lektion am Dienstagnachmittag. Es geht um das Mondfest!
Xin Li, Chinesischlehrerin Kindergarten Ennetbaden
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