«Ich habe nicht versagt. Ich habe nur 10000 Wege gefunden, die nicht funktionieren.»
Thomas A. Edison
Wie wir uns selber sehen, beeinflusst unser Handeln massgeblich. Obwohl das Selbstbild eines Menschen nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen muss, ist es dennoch mächtig genug, um in der Realität weitreichende Folgen zu erwirken.
Das Selbstbild ist die Vorstellung, die man von sich selber hat – es beruht auf der Selbstwahrnehmung. Diese Vorstellung wird einem also nicht einfach so mitgegeben, sondern man macht sie sich, man kreiert sie. Präziser gesagt bezieht sich unser Selbstbild auf das Zusammenspiel aus den Erfahrungen, die wir bereits gemacht haben, aber auch auf Erinnerungen, Gedanken und Gefühlen. Diese gemachte Identität beinhaltet in diesem Sinne auch ein grosses Potential, um auf eine gesunde Art und Weise mit (Miss-)Erfolg & Fehlern umzugehen – es beeinflusst insbesondere die Motivation einer Person und auch die individuelle persönliche Lernentwicklung.
In der Forschung hat allen voran Carol Dweck das Interesse zu diesem Potential geweckt, indem sie den Begriff des dynamischen Selbstbild (engl. growth mindset) prägte. Eine Person mit einer wachstumsorientierten, dynamischen Denkweise versteht, dass Fähigkeiten und Fertigkeiten grundsätzlich durch Anstrengung, Beharrlichkeit und Fleiss erlangt werden können und kultiviert ebendiese Verhaltenskonzepte – wohingegen Personen mit einem tendenziell statischen Selbstbild (engl. fixed mindset) eher daran glauben, dass ihre Intelligenz und Talente fixe, nicht veränderbare Eigenschaften sind.
Der Glaubenssatz «Ich kann jede Fähigkeit erwerben, sofern ich mich dafür bemühe» ist auch ein zentraler Punkt in der erzieherischen Motivation nicht nur auf der Primar- und Unterstufe, sondern auch im späteren Verlauf der Bildungskarriere eines Kindes bzw. eines jungen Erwachsenen. Die Bildung zielt nicht nur darauf ab, dem Kind Wissen zu vermitteln, welches im späteren Leben und der Arbeitswelt von Nutzen sein kann, sondern möchte auch das Kind zu einem unabhängigen und selbstregulierenden Menschen erziehen. Dazu gehört natürlich auch ein gesundes, dynamisches Selbstbild sowie ein Bewusstsein für die eigene Selbstwirksamkeit, die idealerweise durch Erfolgserlebnisse im Kindesalter und der späteren Schulzeit gefördert und gefestigt wird.
Dennoch muss an dieser Stelle auch erwähnt sein, dass der oben genannte Glaubenssatz auf einer idealisierten Vorstellung basiert, genauso wie sich das Selbstbild an einem Idealbild misst. Die Problematik eines solchen Ideals ist, dass es nie alle Bedingungen einschliesst: Wer hart arbeitet, wird nicht immer zwingend Erfolg haben.
Ein massgeblicher Faktor bei der Entstehung des Selbstbildes ist nämlich auch die Auslegung und Gestaltung des Unterrichts (bzw. die Lebensumstände) und der Reaktionen aus der Umwelt. Wer ständig entmutigt wird oder von der Unterrichtsgestaltung nicht angesprochen wird, wird weniger Erfolgserlebnisse haben und somit auch weniger an die eigene Selbstwirksamkeit glauben.
Dies bedeutet nicht, dass Lehrer und Eltern davor zurückschrecken müssten, dem Kind Rückmeldungen zu seinem Verhalten zu geben, es geht mehr um die Art und Weise, wie diese dem Kind vermittelt werden. «Die Matheaufgaben hast du heute nicht so gut erledigt» ist eine konstruktivere Rückmeldung als die Aussage «Du bist sehr schlecht in Mathe». Letztere vermittelt dem Kind, dass es grundsätzlich schlecht in Mathe ist, und bietet ihm Anlass zur Übernahme dieser Denkweise als innere Einstellung zu sich selbst – wohingegen die erste Rückmeldung weniger auf die Identität des Kindes abzielt, sondern auf die Handlung, die es erbracht hat.
Als Erwachsener kennt man dies nur zu gut: An manchen Tagen gelingen die Dinge, die man sich vornimmt leider nicht so gut – aber das bedeutet nicht, dass das für immer so sein muss oder man sich einem Schicksal ergeben sollte. Vielmehr findet man darin die Chance, an sich selbst zu glauben und sich selbst zu motivieren, über eigens auferlegte Grenzen hinauszuwachsen und neue Seiten von sich selber kennenzulernen, denn – wie bereits zu Beginn erwähnt – nicht immer entspricht das Bild, das wir von uns selber haben auch der Person, die wir wirklich sind.
Kindergarten Ennetbaden
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