Was bedeu­tet eigent­lich “Hilf mir, es selbst zu tun”?

«Nach Maria Mont­esso­ri ist jedes Kind der Bau­mei­ster sei­ner selbst. Es ver­fügt von Geburt an über einen inne­ren Bau­plan mit indi­vi­du­el­len Stär­ken, Schwä­chen und Fähig­kei­ten, um der Mensch zu wer­den, der er ist. Von die­sem Blick­win­kel aus betrach­tet, bedeu­tet Mont­esso­ris Leit­satz „Hilf mir, es selbst zu tun“ vor allem, einem bereits kom­pe­ten­ten Kind Hil­fe zur Selbst­hil­fe anzubieten.»

In unse­rem Kin­der­gar­ten neh­men die Lehr­per­so­nen die Rol­le eines Lern-Beob­ach­ters und Lern-Beglei­ters ein. Sie geben Hil­fe­stel­lun­gen (wo sie erfor­der­lich und gewünscht sind), haben Respekt vor dem Tun des Kin­des und beob­ach­ten acht­sam, wel­che Äus­se­rung ein Kind spon­tan ent­fal­tet. Wir pro­to­kol­lie­ren beson­de­re Situa­tio­nen in unse­re Ord­ner und arbei­ten mit Leh­rer­Of­fice zusam­men.  Die Beob­ach­tung hat für Mont­esso­ri unter all den päd­ago­gi­schen Auf­ga­ben einen beson­ders hohen Stel­len­wert. Immer­zu neue Anre­gun­gen für das Kind und dau­er­haft “unter­hal­ten­de” Erwach­se­ne sind dem­nach nicht not­wen­dig. Es braucht gedul­di­ge Beglei­ter und kei­ne unge­dul­di­gen «Hel­fer». Grund­sätz­lich neh­men die Kin­der­gar­ten­kin­der Her­aus­for­de­run­gen eher als Lern- und Wachs­tums­chan­cen war. Und ein Kind, das dabei Hil­fe zur Selbst­hil­fe erfährt, ist letzt­lich auch in der Lage, eige­ne Lösungs­we­ge zu ent­wickeln: für sich und für andere.

In der Pra­xis heisst das, geben sie ihrem Kind mehr Frei­hei­ten und vor allem die Zeit, die es indi­vi­du­ell braucht sich zu ent­fal­ten und die not­wen­di­ge Zurück­hal­tung, damit sich das Kind in sei­ner Selb­stän­dig­keit aus­pro­bie­ren kann. Denn das ist nicht nur für das Kind und sein spä­te­res Leben, sei es in der Schu­le oder im Berufs­le­ben äus­serst vor­teil­haft, son­dern auch sie kön­nen ent­spann­ter wäh­rend der Erzie­hung agieren.

Rita Wol­ter, Mont­esso­ri­päd­ago­gin, Kin­der­gar­ten Ennetbaden

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